Du bist CEO, Projektleiter, Vertriebler, Feuerwehrmann und Teamcoach in einer Person? Dann bist Du nicht nur viel beschäftigt – Du bist ein klassischer Fall von unternehmerischer Schizophrenie. Klingt hart? Ist es auch. Denn genau diese Überidentifikation mit allen Rollen im Unternehmen killt Fokus, Wachstum – und irgendwann auch Deine Energie.

Wenn Du alles machst, wächst nichts
Viele Tech-Unternehmer starten mit Power, Fachwissen und dem Willen, alles im Griff zu behalten. Klingt gut, funktioniert aber nur bis zu einer gewissen Größe – und ab da beginnt der Wahnsinn.
Die Symptome kennst Du vielleicht:
- Projekte laufen nur, wenn Du sie persönlich anschiebst.
- Kunden rufen bei Dir an, nicht beim Team.
- Neue Ideen entstehen, aber nichts wird fertig.
- Vertrieb? „Mach ich nebenbei.“
Die bittere Wahrheit: Du bist nicht im Driver Seat. Du bist das System – und das System ist instabil.
Unternehmer-Schizophrenie: Was steckt dahinter?
Markus Geißinger beschreibt es im Growing 5 glasklar: Unternehmerische Schizophrenie heißt, dass Du täglich zwischen widersprüchlichen Rollen switchst – ohne klare Priorität, ohne Struktur. Heute Visionär, morgen IT-Support.
Das lähmt nicht nur Entscheidungen – es verwirrt auch Dein Team. Denn wer ständig alles macht, signalisiert: Ich vertraue euch nicht. Ich brauche Kontrolle.
Ergebnis: Du wirst zum Flaschenhals – und Dein Unternehmen bleibt unterhalb seines Potenzials.
Der emotionale Kern: Warum viele Unternehmer das System selbst blockieren
Hier wird’s ehrlich: Die meisten Unternehmer wissen, dass sie loslassen müssten. Aber sie können es nicht. Warum?
- Kontrollverlust fühlt sich bedrohlich an.
- „Niemand macht’s so gut wie ich.“
- Angst, nicht mehr gebraucht zu werden.
- Fehlendes Vertrauen in Prozesse oder Mitarbeiter.
Die Lösung liegt nicht in noch mehr Disziplin, sondern im Neudenken Deiner Rolle.
Unternehmer-Rollen klar definieren: Das FMU-System
Geißingers Vorschlag: Trenne scharf zwischen den drei Rollen, die Du als Unternehmer nicht gleichzeitig ausfüllen kannst:
1. F wie Fachkraft
Du arbeitest in der Firma. Projekte, Technik, Detailarbeit. Wertschöpfung pur – aber keine Skalierung.
2. M wie Manager
Du koordinierst. Prozesse, Kapazitäten, Aufgabenverteilung. Hier wird das Chaos strukturiert – wenn Du dafür Zeit hast.
3. U wie Unternehmer
Du arbeitest an der Firma. Strategie, Vision, Führung, Wachstum. Diese Rolle entscheidet über die Zukunft.
💡 Regel: Du kannst alle drei Rollen ausfüllen – aber nicht gleichzeitig und nicht immer. Entscheide aktiv, wann Du welche Rolle übernimmst. Und verteile den Rest.

Die 4 Schlüssel zur Entwirrung
🔑 1. Klare Zeitblöcke für Unternehmerarbeit
Blocke pro Woche mindestens 4–6 Stunden, in denen Du nicht im operativen Modus bist. Keine Meetings, keine Mails. Nur strategische Arbeit.
🔑 2. Aufgaben aus der Fachkraft-Rolle delegieren
Schreibe eine Woche lang mit, was Du alles selbst erledigst – und frage Dich bei jedem Punkt: Muss das wirklich ich tun? Spoiler: 60 % kannst Du abgeben.
🔑 3. Deine Manager-Aufgaben systematisieren
Was immer wiederkehrt, gehört in ein System. Ein gut geführtes Meeting, ein gepflegtes Kanban-Board, eine saubere Übergaberoutine. Führung durch Struktur, nicht durch ständige Präsenz.
🔑 4. Mitarbeiter in Verantwortung bringen – oder ersetzen
Wenn Du alles korrigierst, schulst und rettest, hast Du keine Mitarbeiter, sondern Zuschauer. A-Mitarbeiter wachsen an Verantwortung. Gönn ihnen die Chance – oder trenne Dich.
Was Du gewinnst, wenn Du den Rollenwechsel meisterst
- Mehr Fokus und Klarheit
- Bessere Entscheidungen
- Entlastung, ohne Kontrollverlust
- Raum für Strategie, Kundenbeziehungen, Produktentwicklung
- Ein Unternehmen, das auch ohne Dich läuft
Und vielleicht das Wichtigste: Du findest wieder Freude an Deiner Rolle.
Du bist nicht Dein Unternehmen – Du bist sein Architekt
Ein Unternehmen zu führen heißt nicht, überall mitzuarbeiten. Es heißt, ein System zu bauen, das funktioniert. Klarheit über Deine Rollen ist der erste Schritt aus der 80-Stunden-Falle – hin zu einem skalierbaren, selbsttragenden Business.