Hallo lieber Tech-Unternehmer
Nur wer richtig Sehen lernt, wird den richtigen Weg erkennen.
Um was es heute geht
Die Erkenntnis aus 5 Jahren und 70 SMB-Projekten zum Thema "Was unterscheidet das Unternehmer-Mindset von Normal- und Skalierungsunternehmern?"
Wenn Dich das interessiert, dann lies jetzt weiter!
Leider hat uns der liebe Herrgott von Natur aus für eine lineare Wahrnehmung der eigenen Existenz gebaut. Genau das macht uns blind bezüglich des größten Verhinderers für Wachstum. Wenn Du da drinsteckst, fühlt sich Dein Leben an, wie ein Hamsterrad, wie eine gläserne Wachstumsdecke oder eine Nebelbank. Je nachdem wie lange Du das erlebst, desto emotionaler wird es für Dich.
Ein (Unternehmer)-Freund definierte das so: „Ich hab die Schnauzte voll – ich will nach vorne aber ich weiß nicht, wie“. Und als ich mit einem weiteren Kunden anfing zu arbeiten, sagte er Folgendes: „Seit 2 oder 3 Jahren tappe ich jetzt auf der Stelle – ich will so nicht weiter machen“. Ich könnte noch eine Weile solche Aussprüche zitieren, es kommt immer bei derselben Verzweiflung raus.
Das Gute daran ist, dass die Energie – diese positive Aggression der Skalierer – gnadenlos zur eigenen Veränderung und Weiterentwicklung genutzt wird. Sie wissen, die Firma ist ein Spiegelbild der Fähigkeiten und Klarheit des Unternehmers. Also arbeiten sie an sich – rigoros.
Das Learning
Wachstumsunternehmer haben entweder diese angeborene Fähigkeit, oder sie entwickeln diese:
I. Sie wissen, dass wir alle und sie selbst an dem Lernverhinderer #1, dem Dunning-Kruger-Effekt (wir überschätzen uns alle, ob wir wollen oder nicht, mehr Infos dazu), leiden und sie schätzen bewusst ihre Fähigkeiten lieber selektiv geringer ein.
II. Sie können ihre angewandte Dominanz zu jedem Zeitpunkt frei wählen, je nachdem, was sie gerade brauchen. Das heißt in der Lernphase parkt die Dominanz. In der Umsetzungsphase wird sie angemessen und selektiv angewendet.
Im Klartext: Skalierungsunternehmer haben ihr Ego im Griff und nicht umgekehrt. Diese Eigenschaft bringt die Unternehmer in die beste Lernposition. In dem Modus des „geparkten Egos“ von: Ich bin offen und glaube, dass ich hier und jetzt etwas lernen kann, bringt mich weiter, entsteht eine Haltung, die die maximale Weiterentwicklung ermöglicht. Und das ist letztendlich das, was Du und Deine Firma brauchen, um auf den nächsten Level zu kommen.
Real-Story und Hintergrund
Hier führe ich nun ein Negativ-Beispiel an, weil dies das Problem viel plakativer erklärt als ein positiver Fall. Nennen wir unseren Unternehmer der Einfachheit halber Sebastian. Sebastian ist im Spezial-Ressourcen-Handel für Konzerne unterwegs. Es geht um hochspezielle IT-Skills, die in Konzernumgebungen benötigt werden und meist im Mann-Jahre-Verfahren über Preferred Supplier eingekauft werden. Also eine spezielle Form von High-End-Leiharbeiterschaft, oft mit vielen Verschachtelungen. Oft gibt es 5-6-stufige Lieferketten. Ich kann Dir aus eigener Erfahrung sagen: das ist kein lustiges Business.
Der Gründer hatte bis zu dem Zeitpunkt eine 12-Mann Firma. Das ganze Thema lebte nur aus seinem Beziehungsnetzwerk – sowohl bei der Mitarbeiterakquise als auch bei der Kundenakquise. Bei diesem Geschäftsmodell gibt es 3 mögliche Wachstumswege:
1. Das Unternehmensberater-Modell
Dieses Modell bedingt, dass man, wie bei einem Schneeball System, die guten Berater, welche mehr Umsätze und Mitarbeiter bringen, an der Firma beteiligt und diese sich dann gegenseitig pushen. Dieser Pfad fiel allerdings wegen nicht anpassungsfähiger Dominanz, im Volksmund gerne Ego genannt, aus. Das dramatische daran ist, dass genau diese Dominanz seine Firma überhaupt dahin gebracht hat. Auf den nächsten Level kommt er so allerdings nicht. Das Sonnenkönigsmodell ist einfach wenig skalierbar.
2. Das hoch Spezialisierungsmodell
In diesem Fall wird eine Firma zu den Top 3 oder 5 Spezialisten eines Gewerkes. Von mir aus am Beispiel von Mobile-Security in Banken oder ähnliches. Dieses Modell bedingt, dass man auf die Option der Leistungsbreite verzichtet und somit den Vorteil verliert, sein Beziehungsnetzwerk monetarisieren zu können. Der Weg dahin ist lang und riskant. Wenn man eine Firma dahin entwickeln will, braucht man einen ganz langen Atem. Es ging, wie so oft, aber eher um schnelle Erfolge. Das war ihm zu mühsam. Was ich wegen des zeitweisen Rückschrittes und des Risikos darin gut verstehen konnte.
3. Die letzte Alternative: Die Entwicklung zur Ressourcenagentur
Diese Möglichkeit ist, bei einer ungesteuerten Dominanz, die einfachste Alternative. Wenn er dazu bereit ist, in die Ressourcenbreite zu gehen und die Firma extrem vertrieblich auszurichten. Das wollte er auch nicht – auch hier hätte er einiges neu lernen müssen. Da seine Grundhaltung aber: „Im Zweifelsfalle weiß ich alles und am besten“ war, war er coaching- und beratungs-resistent und nahm sich alle Chancen zur Weiterentwicklung.
Verstehe mich bitte nicht falsch, der Mann hätte seinen rechten Arm dafür gegeben, wenn er gewusst hätte, was der nächste Step ist. Aber durch sein „ich weiß es“ und „ich bin der …“ war alles von vornherein verbaut. Das Schlimme dran ist: Sebastian ist wirklich in Ordnung und ich habe noch lange seine Versuche mit anderen externen Beratern, Vertrieblern und Seminaren verfolgt. In den 3 Jahren, in denen ich es noch von außen beobachtet habe, gab es keinen entscheidenden Durchbruch. Leider.
Viele Grüße und viel Erfolg!
Markus Geissinger,
SMB